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Der Lacher der Woche

Die Apostroph-S-Hass-Seite

(ck) Sie kennen doch sicher die Jahrtausendwendennörgler. Diese spezielle Art der Nörgler tauchten in den letzten zwei Jahren des letzten Jahrtausends mit Vorliebe in den Leserbriefspalten der Zeitungen auf, wann immer die entsprechende Publikation von der "Jahrtausendwende 1999/2000" sprach. Die wahre Jahrtausendwende war natürlich 2000/2001 - schließlich beginnt die Zeitrechnung mit Jahr 1 und nicht dem Jahr 0. Das wurde jedem von uns lang, breit und oft erzählt, nicht nur in Leserbriefspalten, sondern auch beim gesellschaftlichen Smalltalk.

Eine ähnliche Spezies der Nörgler hat sich seit mehreren Jahren auf einen Bereich der deutschen Grammatik spezialisiert - nennen wir sie, die "Wie-Und-Als-Nörgler". Wann immer diese Nörgler einmal die komperativer Verwendung des Wortes "wie" (Bsp.: "größer wie") vernehmen, verbessern sie kurz und knapp: "Als!". Hier kann die menschliche Psyche dann auch noch einen Streich spielen: Ist jemand aus dem Umfeld des Nörglers einmal darauf sensibilisiert, fällt ihm die missbräuchliche Verwendung des "wie" dann auch ständig auf. Und schon ist er in einem Dilemma: Einmal erkannt, springt ihm die Formulierung immer häufiger entgegen und er könnte schier wahnsinnig werden.

Ein schlechtes Andenken: Souvenirs mit Apostroph-S Der neuste "Tick" einiger Sprachpuristen ist die falsche Verwendung des "Apostroph-S" in Deutschland. Einer dieser Grammatiknörgler ist Daniel Fuchs, der seiner Wut an der Sprachverstümmelung nun multimedial freien Lauf lässt: Auf der Apostrophen-S-Hass-Seite sammelt er Link's - Entschuldigung - Links und Bilder von der fälschlichen Verwendung des apostrophierten "S". Oder, wie er es nennt: "...einen kleinen Beitrag, die drohende Gefahr noch abzuwenden". Diese Initiative hat einen hieb- und stichfesten Hintergrund, denn die Apostrophierung ist ein weiterer Nebeneffekt des fortschreitenden Anglizismus der deutschen Sprache. So scheint sein Ziel in immer weitere Ferne zu rücken, denn er fand das Wort "Info's" kürzlich dreimal so häufig bei einer Suche in Altavista wie 1998.

Auch das griechische Nationalgericht bleibt nicht vom Apostroph verschontImmer mehr Bürger nutzen das "Apostroph-S" nicht etwa nur fälschlicherweise als Genitiv-S (Bsp.: "Hermann's Imbiss"), sondern immer häufiger auch bei Pluralformen (Bsp.: "Info's zu unserem Angebot"). Die Internetseite zeigt zudem, das die fälschliche Verwendung der Apostrophierung keinesfalls auf bestimmte grammatikalische Gegebenheiten beschränkt ist. Sprachbanausen wenden den Zusatz auch bei Verben oder völlig unabhängig von der jeweiligen Wortklasse an. Selbst vor der Apostrophierung anderer Buchstaben schrecken viele nicht zurück.

bergstrasse.de leistet mit diesem "Lacher der Woche" vielleicht einen zusätzlichen Beitrag, die Sprachverstümmelung zu begrenzen - oder aber seine Leser neurotisch zu machen, je nach dem...